Get Onto My Cloud!

Spätestens seit der Ankündigung von Microsoft, „Azure" zum 1. Januar zur Verfügung zu stellen, ist „Cloud Computing" in allen Medien und in aller Munde. Dabei wissen viele Entscheider in den Unternehmen, ebensowenig wie die meisten Internetnutzer wirklich, worum es bei dem neuen Buzzword des Saison eigentlich geht.

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Zwar ist es eine Tatsache, dass zahlreiche Unternehmen heute bereits Services aus der „Cloud", also aus dem Internet, beziehen, die weit über das bisherige Verständnis von Web-Services hinausgehen - z. B: von Salesforce.com und anderen Anbietern von „Software as a Service". Dennoch ist das Konzept und insbesondere die Umsetzung eines Cloud-Computing-Konzepts keineswegs so einfach, wie der Begriff vielleicht suggerieren mag.

Grundsätzlich geht es beim Cloud Computing um die Befreiung der Daten und Anwendungen von den per definitionem immer begrenzten Ressourcen eines einzelnen Rechners oder auch eines einzelnen Rechenzentrums.

Etwa indem irgendwo im Netzwerk zur Verfügung stehende Kapazitäten für die Verarbeitung und Speicherung von Daten konsequent genutzt werden. Diese eigentlich „diskreten", also im Netzwerk verteilten und allein für sich existierenden Kapazitäten an Rechnern und Speicher können durch eine „Abstraktion", ähnlich einer „Virtual Machine" auf einem lokalen Rechner wie ein „Virtueller Server" im Unternehmen funktionieren: Bestückt mit einem Betriebssystem und den Applikationen der Wahl.

Und zwar „on demand", d. h. der Kunde eines Cloud-Service-Providers bezahlt nur das, was er wirklich genutzt hat. Er kann sich also ganz auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren, ohne sich um Set-Up, Management und Wartung der Struktur kümmern zu müssen.

Zur bereits bekannten Software as a Service (SaaS) gesellen sich damit nun auch Communication as a Service (CaaS) und letztlich Infrastructure as a Service (IaaS) als mögliche Anwendungen des Cloud Konzepts.

Die Verarbeitung und die Haltung der Daten wird also auf Grund solcher wirtschaftlicher wie technischer Vorteile in Zukunft immer mehr in die "Cloud verlagert werden. Allerdings in einen ebenso sicheren wie immer verfügbaren Teil des globalen IP-Netzes dafür werden die Anbieter Sorge tragen müssen, um das Konzept wirklich zum Erfolg führen zu können.

Dennoch kann es am Erfolg des Konzepts keinen Zweifel geben: Denn das Cloud Computing ist so zu sagen die Entsprechung der Social Networks des W2.0 auf der Anbieter-Seite: Hier erst zeigt das Internet endlich sein wahres Potenzial!

Dieses Potenzial wird insbesondere überall dort sichtbar, wo schnell und v. a. in unregelmäßigen Intervallen sehr große Datenmengen verarbeitet werden müssen. Etwa beim Rendering von Spielfilmen oder aufwändigen 3D-Animationen im Unterhaltungsbereich. Musste etwa Pixar vor Jahren für seine computeranimierten Spielfilme noch ganze „Render-Farmen" anschaffen und einrichten, können Produzenten heute solche Dienste einfach aus der Cloud beziehen. Ähnliches gilt im Wissenschaftsbereich, etwa für die komplexen 3D-Simulationen von Proteinen.

Allerdings müssen für all diese Szenarien ein reibungsloser Ablauf genauso wie wirksame Sicherheitsmechanismen gewährleistet sein. Insbesondere der letzte Aspekt kam jüngst durch das Debakel, das T-Mobile in den USA mit dem Cloud-Service von Danger, ausgerechnet einer Tochter von Microsoft, erlebte ins Gerede - weil dort essenzielle Security-Anforderungen nicht beachtet wurden!

Es ist also sicher noch ein langer und beschwerlicher Weg, bis das Cloud Computing zu einer selbstverständlich und alltäglich genutzten Ressource im IT-Alltag der Unternehmen wird. Aber eben auch eine lohnende Anstrengung. Und weil das Cloud-Computing eine Entsprechung der Sozialen Netzwerke der Nutzer darstellt, wird es auch kein Anbieter- oder gar Rechen-Zentrums-Thema bleiben.

Einfach weil die Nutzer moderner "Thin Clients", also webfähiger Handys/Smartphones und ähnlicher Geräte, leistungsfähige Services erwarten und verlangen werden, wie sie auch aus dem Netzwerk am Arbeitsplatz und vom heimischen PC gewohnt sind - während ihre mobilen Endgeräte, schon auf Grund ihrer Größe und ihres Formfaktors in absehbarer Zukunft nur eine deutlich begrenzte Kapazität bieten werden.

Denken Sie etwa an solche „Location Based Services", die heute schon gern als „Augmented Reality", also als eine „erweiterte Wirlichkeit" bezeichnet werden: Dort werden Umgebungs-Informationen durch digitale Karten wie Google Maps dargestellt und mit unterschiedlichen Informations-Angeboten kombiniert. Solche „Informations-Layer" werden die Welt mit einer "Information-Sphere" überziehen: Gewaltige Datenmengen müssen dazu gefunden, verarbeitet und dargestellt werden. Das ist nur mit Hilfe der Cloud vorstellbar.

Und je mehr Nutzer das tun, umso stärker wird sich auch hier, ein "Netzwerk-Effekt" einstellen, der bekanntlich zu einem exponentiellen Wachstum führt. Cloud-Services werden also in den nächsten Jahren zu einer global millionenfach nachgefragten Selbstverständlichkeit werden.

1 Kommentar

# Martin Reti | 20.11.09

Schöne Übersicht über das Thema Cloud Computing.
Tatsächlich kann man wohl nicht sagen, wo die Henne und wo das Ei ist: Hat die Entwicklung der Gesellschaft die IT-Produktion bewogen sich hin zu universeller, einfacher Verfügbarkeit zu bewegen oder wurde die Gesellschaft durch die Entwicklung vernetzter Informationstechnik zum Cloud Computing getrieben?

An der Entwicklung der mobilen Einheiten und deren Einbindung als Glieder des weltumspannenden Netzes wird sichtbar, dass Cloud Computing wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange ist.

Beste Grüße
Martin Reti

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