Skype gehört nicht an die Börse, sondern in die Hosentasche!

Nachdem in der letzten Woche die Meldung auftauchte, dass die Skype-Gründer Jan Fries und Niklas Zenström ihr Baby mit Hilfe namhafter VCs von eBay zurück kaufen wollten, überraschte nun eBay-Boss John Donahoe mit dem Gedanken an einen Börsengang des Internet-Telefonie-Unternehmens. Und machte damit vor allem eines klar: eBay versteht Skype immer noch nicht!

Als eBay 2005 satte $2,6 Milliarden für das damals revolutionäre Internet-Telefonie und Messaging System Skype zahlte, dachten wir alle an einen genialen Coup: Skype wird als Peer-To-Peer Netzwerk nicht nur besser und billiger, sondern auch wertvoller, je mehr Nutzer sich in dem Netzwerk versammeln. Es könnte, gerade im Zusammenhang mit einer Shopping-Plattform nebst Online-Zahlungssystem noch weitere Netzwerk-Effekte entwickeln: Denken Sie an anonyme Telefongebote bei klassischen Auktionen. Oder an eine schnelle Verständigung von Käufern und Verkäufern. An Käufergemeinschaften via Instant Messaging. Oder einfach an ein schnell wachsendes Netzwerk ohne die entsprechenden Infrastruktur-Kosten. Um nur einige wenige und direkt offensichtliche Beispiele zu nennen.

Doch eBay hat es niemals auch nur ansatzweise geschafft, dieses Potential zu heben, indem es Skype in sein digitales Öko-System integrierte. Dennoch wuchs die Skype-Nutzerschaft ständig und rasant, auf inzwischen etwa 400 Millionen Menschen weltweit! Und machte damit 2008, trotz stiefmütterlich entwickelter Geschäftsmodelle immerhin eine halbe Milliarde Dollar Umsatz. Nicht schlecht für einen ungeliebten Bankert.

Und nun soll Skype also verkauft werden. Um das dümpelnde Auktions-Geschäft und die daraus resultierende finanzielle Schieflage des Web-Commerce-Stars längst vergangener Zeiten zu kompensieren. Das macht klar, dass eBay den Wandel vom frühen Web zu den offenen und vernetzten Modellen des "Web 2.0" niemals verstanden hat, und wohl auch nicht mehr verstehen wird. Oder hat eBay einfach Angst vor der drohenden Auseinandersetzung mit den Telefonie-Konzernen, insbesondere den Mobilfunk-Anbietern?

Solche Ängste kennen die Skype-Gründer sicher nicht, haben sie sich doch schon in ihrem "früheren Leben" nicht ohne Erfolg mit der Musik-Industrie angelegt. Vor allem aber verstehen sie das Potential der Peer-To-Peer Technologie. Denn anders als etwa bei YouTube und Facebook, die auf traditionellen Serverstrukturen aufsetzen, wird bei Skype eine große Nutzerzahl nicht zur Last und zum unüberschaubaren finanziellen Risiko, sondern zum Vorteil für Qualität und Wert des Peer-To-Peer-Dienstes.

Und wenn dann die Mobilfunk-Anbieter irgendwann verstehen und akzeptieren, das auch für sie mit der Einführung der Internet-Technologie in die Mobilfunk-Netze die Zeiten für minutenbasierte Abrechnungsmodelle eigentlich schon vorbei sind und sie mit nutzerfreundlichen Flatrates immer noch ein auskömmliches Geschäftsmodell (wie ihre Festnetz-Telefonie-Mütter auch) haben werden, dann steht dem endgültigen Siegeszug von Skype nichts mehr im Wege. Dann wird bald auf jedem (internetfähigen) Handy eine Skype-Applikation zum selbstverständlichen Inventar zählen.

Apple und Nokia wissen das bereits ebenso gut wie Millionen von Nutzern. Andere Handy-Hersteller werden dem Beispiel folgen. Und die Mobile Carrier werden ihren Widerstand gegen eine der potentiellen "Killer-Applikationen" für das mobile Web aufgeben. Wenn nicht aus Einsicht, dann (wie die Musik-Industrie) unter dem Eindruck der "normativen Kraft der Faktischen".

Also lieber John Donahoe: Wenn Sie selbst schon nicht (mehr) der Kraft von Visionen (und Millionen Nutzern!) glauben, dann geben Sie Skype wenigstens den Gründern (für einen guten Preis) zurück, statt es den in der Krise erodierenden Finanzmärkten und einem zweifelhaften Börsengang zu überlassen. Dann können sie später wenigstens einmal sagen, dass Sie, wenn schon nicht selbst den richtigen Schritt getan, sie ihn wenigstens anderen ermöglicht haben.

2 Kommentare

# Wolfram | 28.04.09

Oh mann, sein Skype hat ebay richtiggehend einschlafen lassen.... oder eingeschläfert? SOwas rächt sich.

# Ossi Urchs | 29.04.09

Skype "eingeschläfert"? Bei 500 Millionen Downloads der Software ... nicht wirklich!

0.1 Ossis Blog1.1 Sigis Blog
© 2009, F.F.T. MedienAgentur, Offenbach am Main