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Von ossiu am 10.08.07

"Faszinierend"?

Mit viel Ballihoo begleitet geht ein neuer "Web 2.0 Service" an den Start: die Suchmaschine Spock. Nicht in den "unendlichen Weiten des Weltraums" unterwegs auf der Suche nach neuen Galaxien, sondern ganz nah bei uns, den Nutzern, auf der Suche nach Menschen. Nach ihren Profilen im in den Sozialen Netzwerken des Web 2.0 und nach ihren Kontakten bei anderen webbasierten Diensten, wie etwa E-Mail.

Während Datenschützer die gewandelte Mentalität der Nutzer in Bezug auf die Weitergabe persönlicher Daten, manche mögen auch von "Naivität" sprechen, beklagen, erweckt bei mir gerade der zweite Aspekt ein gesundes Misstrauen. Bereits bei der Anmeldung (die erforderlich ist, um das eigene, von Spock bereits erfasste, Profil bearbeiten zu können) soll ich Usernamen und Passwort bei anderen Diensten an Spock übergeben. Hinter der Suchmaschine steht ein Algorithmus, also eine Software wie bei Google, und ein Team von Redakteuren, also von Menschen. Kann ich ihnen vertrauen? Kenne ich sie überhaupt? Wer oder was ist eigentlich Spock?

Vertrauen muss gewonnen werden. Wie soll ich Menschen oder auch Algorithmen vertrauen, die ich nicht einmal kenne? Ich bin jedenfalls nicht bereit, die Kontaktdaten von Freunden und Verwandten, Kunden und Mitarbeitern, die mir ihre Daten vertraulich überlassen haben, einfach weiter zu geben. Ich will ihr Vertrauen, über viele Jahre gewachsen, nicht einfach ausnutzen und schon gar nicht enttäuschen. Also werde ich mich (vorerst) nicht bei Spock registrieren - so lange bis sich der Dienst mein Vertrauen "verdient" hat. Auf welche Weise auch immer.

Deutlich faszinierender ist dagegen ein Gedanke, den Tim O'Reilly in einem Interview mit der Deutschen Welle (nachzulesen bei der Computerwoche) formuliert hat. Im Zusammenhang mit den Menschen, die immer mehr Daten, Medien und Informationen in das Netzwerk laden und austauschen, und anderen Menschen, die ständig neue Software und Dienste produzieren, um diese Nutzer-Daten auszuzeichnen, zu vernetzen und der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen, sagte er: "Es ist, als würden die Synapsen des kollektiven Gehirns wachsen."

Nicht von ungefähr erinnert er damit an Tim Berners-Lee, der bereits 1999 in seinem Buch "Weaving The Web" schrieb: "The Web brings the workings of society closer to the workings of our minds."

Das Web ist also viel mehr als nur ein Netzwerk. Es ist auch eine Methode, um die Funktionsweise des menschlichen Gehirns, und der menschlichen Wahrnehmung besser zu verstehen. Und dabei verändert es nicht nur grundsätzlich unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit, sondern auch unsere Wahrnehmung dessen, was wir in Zukunft für "wirklich" halten werden.

Think about it!