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Von ossiu am 12.07.07

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Nachdem Nielsen NetRatings bereits am Montag kund und zu wissen tat, dass man in Zukunft nicht mehr die von einem Nutzer aufgerufenen Seiten, sondern die Dauer seiner Nutzung messen werde, was angesichts von Video-Streams und per Ajax neu befüllter Seiten, durchaus Sinn machen könnte, erreicht uns heute die Meldung, dass das Management des zuletzt heftig umworbenen Social Networks "Facebook" den Wert der eigenen Unternehmung mit sagenhaften $8 Milliarden bemisst.

Der Zusammenhang beider Nachrichten ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, erschließt sich aber doch recht einfach: Galt jahrelang der Seitenaufruf als "harte Währung" für die Nutzung, vor allem aber für die auf einer Website platzierte Werbung, so hat die Seiten-Metapher des alten Web nun offenbar ausgedient. Führt die Nutzung von "modernen" Web 2.0 Angeboten, insbesondere von Social Networks und Video-Plattformen doch nicht unbedingt zu vielen Seitenaufrufen, dafür ist die Dauer der Nutzung erheblich höher - also braucht man auch eine neue "Währung" für den Wert solcher Angebote im Web. Und diese "neue Dimension" der Nutzung will nun auch Facebook endlich monetarisieren. So weit, so gut.

Allerdings: Ersetzt man die "alte" einfach durch eine "neue Währung" ist weder den Nutzern, noch der Werbung treibenden Wirtschaft im Web geholfen. Ginge etwa Google dazu über, die Nutzer, mit welchen Mitteln auch immer, länger auf den Ergebnisseiten ihrer Suche zu halten, fänden die Nutzer das sicher nur begrenzt prickelnd. Und ein solcherart gelangweilter, oder noch schlimmer: verärgerter Nutzer wäre auch für die Werbung nur noch in Maßen attraktiv!

Letzten Endes geht es also weder um "Seiten" noch um "Kanäle", weder um die Zahl der aufgerufenen Seiten, noch um die Verweildauer, sondern um den einzelnen Nutzer und darum, ihm genau die Angebote zu machen, die seinen Interessen entsprechen. Und da diese Interessen in den unterschiedlichen Nutzungssituationen - etwa Suche vs. Unterhaltung - immer unterschiedlicher und differenzierter werden, kann es auch keine allgemein gültige "Währung" für die Nutzung, und schon gar keinen quantitativen Standard für deren Messung geben.

In Zukunft muss es also darum gehen, möglichst genau zu erfahren, was der einzelne Nutzer gerade will, und ob dieses Interesse optimal erfüllt werden konnte. Es geht also um die Qualität, der Nutzung und des Erlebnisses, weniger um die Quantität. Und somit geht es schließlich um die Behebung eines alten, dafür nicht weniger problematischen Kardinalfehlers der gesamten Online-Medienforschung und Media-Planung: Rein quantitative Methoden mögen in den konventionellen Massenmedien noch eine Berechtigung gehabt haben, im Web, gar der zweiten Generation, haben sie sie nicht mehr.

Und sollte es Facebook gelingen, die Qualität des Angebots für die eigenen Nutzer dramatisch zu steigern, so wäre auch die aktuelle Wertschätzung mehr als ein simpler Trick, um die Höhe der verschiedenen Übernahmeangebote zu steigern oder einen von vielen vermuteten Börsengang optimal vorzubereiten.