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Von ossiu am 25.07.07

US-Präsidentschafts-Kandidaten-Show: Wahlkampf 2.0?

Montag Abend waren die demokratischen Kandidaten für das Amt des nächsten US-Präsidenten in einer Show des Nachrichtensenders CNN zu sehen. Das wäre sicherlich hier zu Lande keine einzige Pressemeldung wert gewesen. Allein dass die Fragen nicht von Journalisten, sondern von Internet-Nutzern per YouTube-Videos gestellt wurden, machte das Ereignis erst zu einem.

Und so waren nicht die in Sachen TV-Auftritten und anderen Show-Business Einlagen alerten Kandidaten der demokratischen Partei die Stars der Veranstaltung, sondern besagte Internet-Nutzer. Ihre Fragen waren mal sehr privater Natur, dann wieder von das ganze Land bewegenden Themen geprägt. Viele Fragen waren schlecht oder fast unverständlich formuliert, andere von "ähs" durchsetzt und eine sogar gesungen.

Das hätte durchaus für eine neue Wahlkampf-Qualität sprechen können. Tat es aber nicht - so auch die Meinung der von Telepolis gesammelten Blog-Einträge zum Thema. Denn so mutig, etwa die YouTube-Nutzer über die besten Fragen abstimmen zu lassen, war der Veranstalter CNN dann doch wieder nicht. Alle Fragen waren vorher durch den Filter eines CNN-Redaktions-Teams gegangen. Und so blieb das Ganze auf halber Strecke hängen: ohne Kanten und Hürden, ohne den Charme des wirklich Neuen und die Attraktion des Abenteuers.

Denn das, was eigentlich den Charme und die Attraktivität der millionenfach genutzten Video-Plattformen im Internet ausmacht, die ungefilterte Sicht auf die Meinungen, Erfahrungen und Produktionen anderer Menschen wie Du und ich, das blieb auf der Strecke. Und wurde ersetzt durch (Show-)Business as usual. Dass Gastgeber CNN das Spektakel dennoch als "historisch" bewertete, kann man allenfalls unter Marketing-Gesichtspunkten verstehen. Was ein Experiment in partizipatorischer Demokratie mit den Mitteln eines interaktiven Massenmediums hätte werden können, blieb so nichts weiter als eine TV-Show.

Und das war das eigentliche Problem der Veranstaltung: Etikettenschwindel! Und nicht etwa die "Erkenntnis" des Politikwissenschaftlers Peter Filzmaier, den die Financial Times Deutschland pikanterweise zwar in der heutigen Printausgabe (Seite 13), nicht aber im Online-Bericht mit dem allerdings bemerkenswerten Statement zitiert: "Die Selbstregulierung des Internet funktioniert einfach nicht."

Großartig Herr Professor! Nur: Woher wissen Sie das? Aus dem Fernsehen? Von CNN, gar? Allerdings reguliert das Internet dort gar nichts, am wenigsten sich selbst. Das tut bei CNN wie bei jedem anderen TV-Sender auch, ganz im "Good Old Media Style", die Redaktion. Aber das muss ein "Leiter der Abteilung Politische Kommunikation an der Donau Universität Krems" ja nicht wissen. Oder hat ihn die FTD einfach falsch zitiert?