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Von ossiu am 18.11.08

Bye, bye Jerry!

Gestern Abend hat Jerry Yang, einer der Gründer und zuletzt glückloser CEO der Internet Ikone Yahoo, das Handtuch geschmissen. Unerwartet kam das nicht. Überraschend war allenfalls der Zeitpunkt, Jerry's Entscheidung publik zu machen.

Vor gut einem Jahr war Jerry Yang selbstbewusst in die Bresche gesprungen, als klar wurde, dass der damalige CEO Terry Semel, ein alter Hollywood-Haudegen, mit der neuen Web 2.0 Welt wohl nicht mehr zurecht kommen würde. Semel wollte Yahoo zu einem "modernen" Medien-Konzern entwickeln, was ihm, wie anderen Internet-Unternehmen auch gründlich misslungen war. Über seiner Medien-Obsession hatte Semel nicht nur den aufstrebenden Konkurrenten Google im Suchmaschinen-Bereich unterschätzt, er hatte auch die neue, vernetzte und auf einem intensiven Austausch der Nutzer beruhende Web 2.0 Kultur nicht verstanden.

Beides hätte Jerry Yang nicht passieren können, dachten damals noch viele Auguren - und offensichtlich auch Jerry selbst. Er wollte "sein" Unternehmen wieder vom Kopf auf die Füße stellen, ihm die Position zuteil werden lassen, die ihm im Konzert erfolgreicher Internet-Ventures zu gebühren schien.

Nichts von all dem war ihm beschieden wirklich zu erreichen: Yahoo blieb bei den Suchmaschinen, und erst recht bei der Vermarktung der Suchergebnisse abgeschlagener Zweiter. YahooGo! als Plattform für alle möglichen webbasierten Applikationen traf zwar auf die anerkennende Zustimmung der Szene, konnte sich aber am Markt mit der entfesselten Kreativität bei Google und deren im Wochentakt neu erscheinenden Apps nicht messen. Und Yahoo's Mobile Web Strategie sah zwar auf dem Papier durchaus hübsch aus, sollte sich aber, mangels entsprechender Partner unter Mobile Providern und Handy-Hersteller, ebenfalls nicht durchsetzen.

Und dann unterlief Jerry Anfang des Jahres sein entscheidender Fehler: Er verwechselte in einem lang anhaltenden Anfall der Silicon Valley üblichen Hybris, Freund und Feind: Er schlug das großzügige Microsoft-Angebot, Yahoo zu übernehmen, kurzerhand aus.

Obwohl Steve Balmer zuletzt $33 pro Yahoo-Aktie, und damit ein Premium von mehr als $14 im Vergleich zum Aktienkurs geboten hatte, was Yahoo zu einem Firmenwert von sage und schreibe $47,5 Milliarden (!) katapultierte, lehnte er den Deal rundweg ab. Ob er damals wirklich glaubte, dass Yahoo einfach mehr wert sei, oder ob er klammheimlich auf ein Gegenangebot der der so viel "cooleren" Google-Gang hoffte, wird wohl auf immer sein Geheimnis bleiben. Dass die Yahoo-Aktie inzwischen bei einem knappen Drittel des von Balmer gebotenen Preises dümpelt, zeigt die brutale Realität des Marktes - und die trifft den Aktionär Yang mindestens so hart wie jeden anderen Anteilseigner.

Ob Yahoo nun mit neuer Führung wie Phoenix aus der Asche zu neuen Höhen aufsteigen wird (wenig wahrscheinlich) oder mit neuen Partnern zumindest für etwas mehr Wettbewerb bei der Internet-Werbung sorgen kann (Hello Redmond! Anybody listening?) oder gar von den letzten im Valley noch verbliebenen "Heuschrecken" filletiert und in appetitlichen Häppchen gewinnbringend veräussert werden wird, bleibt abzuwarten. Zumindest letzteres möge der "Ikone" wirklich erspart bleiben.