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Ossi Urchs
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Von ossiu am 29.01.08

Digtal Days - Kurzer Rückblick auf ein langes Wochenende

Am Freitag hatte ich das Vergnügen, erstmals ein "Webinar" der Marketing-Börse zu leiten. Thema: 4 aktuelle Trends im Online Marketing.

Ein munteres Online-Veranstaltungs-Format, das einen sehr kompakten, ca. 15minütigen Vortrag mit einer ausführlichen Diskussion verbindet. Obwohl die Veranstalter zunächst mit einigen technischen Problemen zu kämpfen hatten, gibt es die Präsentation inzwischen zum Download und meinen Vortrag auch als Podcast.

Am Montag moderierte ich dann eine Veranstaltung des Berliner Beauftragten für den Datenschutz "Web 2.0 - Datenschutz 2.0" an der Robert-Jungk-Oberschule in Berlin. Die überaus lebhafte Diskussion zwischen Schülern, Informatik-Studenten, Datenschützern, Lehrern und Web-Unternehmern, zunächst in den Arbeitsgruppen und dann auf dem Podium, belegte meine schon oft präsentierte These von der überlegenen Erfahrung und Kompetenz jugendlicher "Digital Natives" in der digitalen Welt auf praktische und eindrucksvolle Weise.

Diese, vom amerikanischen Soziologen Mark Prensky schon 2001 so genannten, "Digitalen Eingeborenen" sind in einer Welt mit PC und Handy, digitalen Medien und sozialen Online-Netzwerken geboren und aufgewachsen. Sie kennen und beherrschen ihre Regeln und Werte, Sprache und Gesetze ganz selbstverständlich, also viel genauer und besser als als wir älteren "Digitalen Immigranten", die wir all das erst mehr oder weniger mühevoll erlernen müssen.

Und genau so selbstverständlich wissen sie, dass sie sich und ihre persönlichen Daten selbst schützen müssen. Ob vor Geschäftssinn und Vermarktungsversuchen oder den Recherchen zukünftiger Arbeitgeber, vor Viren und Phishing-Attacken. Genauso selbstverständlich gehen sie allerdings auch davon aus, dass sie dabei weder von gut meinenden Lehrern und Eltern, noch von der Politik Hilfe erwarten können. Ihr Vertrauen in politische Gestaltungsmöglichkeiten ist schlicht nicht vorhanden. Von Gesetzen und anderen Kontrollmechanismen erwarten sie allenfalls eine Einschränkung ihrer im Web ansonsten selbstverständlichen "Freiheit" - etwa von Kontrolle und Überwachung. Ob durch Eltern, Lehrer oder Polizei.

Eine Einstellung und Entwicklung, mit der wir uns gar nicht intensiv genug beschäftigen können. Sie sorgte in Berlin schon für eine so lebhafte und engagierte Debatte, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Auch und gerade mit dem Geschäftsführer von StudiVZ/SchülerVZ, Marcus Rieke, mit dem ein lesenswertes Interview in der "FAZ-Community" erschienen ist.

Zwischen beiden Veranstaltungen lag die Lektüre der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, genauer eines Artikels von Bill Gates unter der Überschrift "Die Revolution hat gerade erst begonnen" (Online leider nur gegen Gebühr erhältlich!). Revolutionäre Töne aus Redmond? Naja, "sort of". Im Vergleich zu den Diskussionsbeiträgen der Berliner Schüler wirken die Gedanken des ehemaligen Microsoft-Bosses und aktuellen Philantropen geradezu unbeschwert, um nicht zu sagen naiv.

Dass PCs und globale Netzwerke unsere ganze Art zu leben, zu lernen und zu arbeiten fundamental verändert und bereichert haben und weiter verändern werden, ist sicher keine ganz neue Erkenntnis, im Jahre 2008. Dass aber mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung noch immer von dieser Entwicklung ausgeschlossen sind, wird global für sozialen Sprengstoff sorgen. Seine Schlussfolgerung daraus bietet reichlich Stoff zum Nachdenken und (hoffentlich!) zu politischer Gestaltung. Zitat:
"Ich glaube, die größte Veränderung der nächsten zehn Jahre wird die Ausdehnung der digitalen Revolution auf Menschen sein, die heute noch nicht von den Möglichkeiten der Wissensgesellschaft profitieren."

Und das gilt für Berlin wie für Afrika!