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Von ossiu am 10.09.07

Joost, Zatto & Co.: Peer-To-Peer-TV im Anmarsch!

Schon vor Monaten ist es dem Joost-Gründer, Ex-Skype- und Ex-Kazaa-Macher, Niklas Zenström gelungen, einen "Insider-Hype" um seine innovative "Peer-To-Peer-TV" Applikation zu starten. Nicht nur auf Grund der durchaus geheimnisvollen Einladungs- und Update-Strategie des Projekts (durch die immer wieder "Beta-Tester" aus dem Panel rutschten), sondern auch durch das genial gewählte Buzzword "TV 2.0".

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Die Anwendung kam mit einer schön gestalteten, also einladenden Oberfläche daher, die die (bislang) wahrlich mageren Inhalte vergessen ließ. Wer nicht gerade ein "Die Hard"-Fan von Extremsport- oder Bollywood-Musik-Videos war (und ist), der findet auf Joost selten Interessantes.

Zu tief sitzt wohl noch die unerschütterliche Panik vieler Medien-Macher vor den "illegalen" Peer-To-Peer-Netzen" der Vergangenheit: Waren das nicht die Netzwerke der "Raubkopierer", also der Totengräber der Musik-Industrie "as we knew it"? Soll etwa das gleiche nun auch der TV-, Video- und Film-Industrie blühen? P2P? Nein, Danke!

So verliefen offenbar die meisten der angeblich zahllosen Verhandlungen zwischen Joost und TV-Sendern sowie Produzenten. Und in der Folge blieben auch zu viele der notwendigen "Peers", also Nutzer, aus, die notwendig sind, um die Vorteile der Peer-To-Peer-Infrastruktur sichtbar und erlebbar zu machen.

Indem nämlich jeder Nutzer, die von ihm gerade konsumierten Video-Daten wiederum selbst an andere weiter reicht, erübrigt sich mit dem Erfolg einer solchen Veranstaltung auch die teure Infrastruktur, die z. B. eine Deutsche Telekom und ähnliche Anbieter für ihre IP-TV-Produkte benötigen und auch refinanzieren müssen.

Was das bedeutet, konnte jeder sehen, der sich bei der IFA in Berlin angesichts der Preisschilder an den funkelnagelneuen "Entertain"-Päckchen der Telekom-Tochter T-Home ungläubig die Augen rieb. 50 Euro und mehr für ein paar Dutzend TV-Kanäle, die jeder auch (noch) kostenlos per Sat-Schüssel auf den heimischen Fernseher bringen kann! Wozu soll das gut sein? IP-TV? Nein, Danke!

Doch nun betritt ein neuer Player namens Zattoo das Spielfeld. Amerikanische Techniker und Schweizer Geschäftsleute haben eine Plattform nebst der dafür benötigten Software für die Verbreitung von traditionellen TV-Sendern und ihrer Programme über das Web geschaffen. Und zwar - na, wer sagt's? - mittels Peer-To-Peer-Architektur!

In Deutschland ist das damit verfügbare TV-Bouquet noch mehr als übersichtlich: Neben MTV, Viva und Giga, sind lediglich CNN und Al Jazeera (in englischer Sprache) von leidlichem Interesse.

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Doch ein Blick in die Schweiz eröffnet die Perspektive. Dort haben die Zattoo-Macher neben RTL, Pro7 und Genossen bereits alle möglichen (und unmöglichen!) Sender aus aller Welt auf ihrer Plattform versammelt. Und pausenlos kommen neue dazu. Und zwar kostenlos. Nämlich, wie im Fernsehen allgemein üblich, durch Werbung finanziert: Die im Programm verbleibt bei den Sendern, die im Player, etwa während der "Umschalt-Pause" platzierte, geht an Zattoo.

Eine schlechte Nachricht für die Schweizer Telecom und ihr "BlueWin" Angebot. Aber eine gute für die TV-Sender und die Nutzer der Plattform. Zumal sich solche Inhalte mit so gut wie jedem digitalen Media-Receiver auch vom PC auf den TV-Monitor streamen lassen.

Für Sender und Online-Plattformen ergeben sich aus diesem Modell zahlreiche, neue Möglichkeiten für innovative und vor allem tragfähige Geschäftsmodelle. Und angesichts der geringen Kosten für alle Beteiligten auch endlich ganz reale Möglichkeiten, damit zu experimentieren um die besten und tragfähigsten zu identifizieren. Wenn die Sender das erst einmal begriffen haben, werden sie Peer-To-Peer-TV lieben!

Wenn sich also jemand für die Zukunft des Fernsehens im allgemeinen und die in Form von IP-TV im besonderen interessiert, sollte er sich diese Peer-To-Peer-Angebote sehr genau ansehen. Genauer jedenfalls als die "Walled Gardens" der diversen Telekom-Anbieter, die teuer und ineffizient sind, weil sie versuchen die Spielregeln des Internets zu unterlaufen, während die Peer-To-Peer-Netze sie zu ihrem und zum Vorteil ihrer Nutzer anwenden. Und das ist gut so. Für die TV-Zuschauer (im Internet) genau wie für Medien- und TV-Manager. Gute Unterhaltung!