Sprung zur Navigation Sprung zum Inhalt
Ossi Urchs
Kontakt
F.F.T. MedienAgentur
Starkenburgring 6, 63069 Offenbach
Fon: +49 69—83 07 07 0
Fax: +49 69—83 07 07 2
lemon5 associate
Darstellung: NormalGroß  
<<   >>
Von ossiu am 18.05.07

Amazon GEGEN Apple's iTunes?

So versteht zumindest die Financial Times Deutschland die Meldung, die gestern die vatertäglichen Bollerwagen aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Und in der Tat sorgte Jeff Bezos mit einer eher unscheinbar, fast lapidar klingenden Pressemeldung, in der er erklärte, dass Amazon "noch im Laufe des Jahres" Musik zum Donwload anbieten werde, für ein mediales Gewitter wie es gestern nicht einmal die Wettergötter zu Stande brachten.

Jahrelang hatte man spekuliert, wann der E-Commerce-Platzhirsch endlich auf den Herausforderer in Sachen digitaler Downloads, Apple, reagieren würde. Ein erster Versuch mit Film-Downloads (wer erinnert sich noch an "Unbox"?) ging grandios in die Hose und offensichtlich hat man nach dieser Fingerübung (und wohl auch bitteren Erfahrung) die eigene Strategie im ansonsten erfolgsverwöhnten Haus Amazon noch einmal genau überdacht.

Und siehe da, das nach dem eigenen "Mission Statement" ganz und gar auf den Kunden fokussierte Online-Kaufhaus, kam zum gleichen Ergebnis wie Apple: Die Kunden mögen kein DRM und erst Recht keinen Kopierschutz, der es ihnen unmöglich macht, legal gekaufte Musik nicht nur auf dem für den Einkauf verwendeten PC, sondern auch auf dem Player ihres Vertrauens zu genießen. Und das ist in den meisten Fällen nun mal Apple's iPod. Nachdem Apple sich aber bislang standhaft weigerte, sein Kopierschutzsystem namens "Fairplay" (sic!) auch für andere Download-Anbieter zu öffnen, musste sich Amazon etwas einfallen lassen.

Die Alternative auf die marktbeherrschenden, mehr als Einhundertmillionen iPod-Besitzer zu verzichten, kam ebenso wenig in Frage, wie den ganzen Download-Markt angesichts im freien Fall befindlicher CD-Verkäufe weiter zu ignorieren. Und die einzige verbleibende Möglichkeit, um Apple's DRM-System zu umgehen und die iPod-Kundschaft, die ihr Gerät ja nicht selten bei Amazon kauft, anzusprechen, ist und bleibt eben der Verzicht auf einen Kopierschutz, also der Verkauf von DRM-freier, digitaler Musik.

Dem stand bislang aber die geschlossene Phalanx der Musik-Industrie entgegen. Bis vor wenigen Monaten Apple einen Strategieschwenk einlegte und die darbende EMI überzeugte, in Zukuft auch ungeschützte digitale Musik zum Donwload anzubieten. Insbesondere die Musik-Schwergewichte Sony-BMG und Universal wollen davon (offiziell) bis heute nichts hören, auch Warner scheint noch wenig überzeugt.

Insofern verläuft die Front deutlich anders als von der FTD vermutet. Eigentlich müsste es heißen: Apple und Amazon gegen die Musik-Majors. Allerdings wissen "gut unterrichtete Kreise" der Musik-Industrie zu berichten, dass man bei den genannten Konzernen den Verlauf des Apple-EMI-Experiments mit Argus-Augen (bzw. -Ohren) verfolgt, um bei signifikantem Umsatzanstieg flux auf den DRM-freien Zug aufzuspringen.

Und für einen solchen Erfolg stehen die Zeichen, nun, nach Amazon's Ankündigung, besser denn je. Denn wie man erfolgreich im Internet verkauft, weiß niemand besser als Amazon und Jeff Bezos.

Für uns Kunden bedeutet all das: endlich Schluss mit dem ganzen DRM-Irrsinn. Und auch die Zeiten definitiv festgelegter Monopolpreise für Musik-Downloads, ob mit oder ohne DRM, dürften sich dem Ende zuneigen - wenn es denn endlich einen nennenswerten Wettbewerb im Donwnload-Markt gibt. Wünschen wir dem neuen Bündnis (auf Zeit) gegen die Dinosaurier der Unterhaltungsindustrie also von ganzem Herzen viel Erfolg!