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Von ossiu am 03.04.07

Fruchtsalat - aber mit Apple

Wie das Leben manchmal so spielt: Da treffen zeitlich zwei Ereignisse so hübsch auf einander, stehen fortan in einer mentalen "Juxtaposition", dass sie, obwohl sie eigentlich nichts mit einander zu tun haben, einen hübschen und - wenn alles gut geht - auch vorteilhaften Effekt auf das Image und den Umsatz eines von den Ereignissen zwar betroffenen, aber nicht ursächlich dafür verantwortlichen Unternehmens (obwohl das Ganze auch für Personen, Marken und ähnlich "betroffene" funktioniert) haben. So gerade sehr schön zu beobachten am Beispiel der Firma Apple, bzw. der Apple-Marke "iTunes".

Zunächst gab Apple am Montag per Presse-Mitteilung kund und zu wissen, dass man sich mit dem Musik-Major EMI gerade darauf verständigt habe, die Produkte des Labels fürderhin auch in einer, wenn auch kostspieligeren, nicht DRM- bzw. kopiergeschützten Variante zu vertreiben. Positives Medien-Echo, bis in die USA. Nachdem Steve Jobs in seinen inzwischen selbst zur Pop-Kultur zählenden "Thoughts On Music" bereits vor Wochen seinen Unmut über die ganze DRM-Hysterie der Musik-Industrie ausgedrückt hatte (ich habe das hier schon einmal beklatscht), fand er nun endlich den passenden Partner für seinen Vorstoß mit offenem Visiser: Die gute, alte EMI.

Die hofft, nachdem bereits die Spatzen den Unmut der Musikkundschaft über die Eingriffe in ihre Besitz- und Nutzungsrechte mittels Kopierschutz und DRM von den Dächern pfiffen, durch diesen noch vor Wochen für undenkbar gehaltenen Schritt, endlich den eigenen Umsätzen wieder auf die Sprünge helfen zu können. Und da Steve Jobs nicht nur das gleiche Ziel verfolgt - die Musik-Downloads weiter anzukurbeln - sondern auch der gleichen Meinung ist - DRMfreie Musik verkauft sich besser! - , obwohl das bei höheren Preisen für DRM-freie Downlaods abzuwarten bleibt, hatte man sch zwar nicht mehr gesucht, aber doch gefunden. Und da man, wie die Financial Times Deutschland noch heute morgen verkündete, damit auch einer unliebsamen Anklage der EU-Kommission zuvorkommen könnte, der die Dank DRM unvermeidliche Kopplung der Downloads an Apples Player iPod ein Dorn im Auge war und ist, konnte man sich schnell einigen.

Jobs fällt der Verzicht auf DRM natürlich leicht, vertreibt er doch keine eigenen Musik-Inhalte, die es zu schützen gälte. Und der EMI steht das Wasser schon so hoch, dass sie keinen anderen Ausweg aus der Bredouille mehr sehen wollte oder konnte. Und der Rest der Majors könnte in aller Ruhe abwarten, ob sich der mutige Schritt der beiden "Avantgardisten" auszahlt um dann zu entscheiden. Das, was man eine "Win-Win-Situation" nennt, mithin.

Doch so auf er "Brennsuppn" dahergeschwommen sind die Kommissare in Brüssel auch wieder nicht. Flux widmeten sie ihre Klage gegen Apple und die Musik-Industrie nicht der verDRMammten Verknüpfung von iTunes und iPod, sondern den unterschiedlichen Preisen der iTunes-Stores in den unterschiedlichen Ländern der EU. Und taten damit Apple und Steve Jobs einen noch größeren Gefallen: Ein einheitlicher iTunes-Store mit ebenso einheitlichen Preisen, wären ganz im Sinne des Urhebers gewesen.

Der hatte sich jedoch eines besseren belehren müssen: So einfach geht das in EU-Europa nicht! Dort so musste Jobs vor Jahren lernen, gäbe es nicht nur unterschiedlich hohe Mehrwertsteuern in den verschiedenen Ländern, sondern auch jeweils eigene, nationale Verwertiungsgesellschaften, mit denen jeweils Verträge abzuschließen seien, und mithin, ein unterschiedliches Preisgefüge,versteht sich.

Das alles schafft nichts als zusätzliche Kosten für Apple. Aber, was will man machen, wenn es eben nicht anders geht. Und nun kommt die Kommission und beschwert sich im Namen der Verbraucher über die selbst geschaffenen Strukturen. Unterschiedliche Preise, normalerweise das Gegenteil von Kartellpreisen, seien "wettbewerbsfeindlich" heißt es nun aus Brüssel, und ein Anzeichen für die Macht der Majors im Musik-Business.

Dem kann Jobs, also Apple, nur zustimmen, ob es um DRM oder einheitliche Preise in der EU geh: beides bringt nichts, erschwert aber das Geschäft. Man sei schon immer dagegen gewesen, heißt es nun, historisch korrekt. Liebend gern hätte man Transparenz, einheitliche Preise und grenzübergreifenden Einkaufsverkehr und werde das gern, auch nachträglich, noch einführen. Nochmal positives Echo!

2 Chancen, 2 Treffer - 2:0 für Apple! Für eine Fußballmannschaft wäre sowas ein Traum. Für ein optimal gemanagtes Unternehmen immer noch ein schöner Erfolg. Das müsste uns alle nun nicht weiter beschäftigen, wenn das Engagement von Steve Jobs und die Strategie von Apple nicht ganz und gar im Sinne der iTunes Nutzer und Kunden wäre.

Thank you, Steve! Du kannst zwar nichts dafür, aber wir alle hätten es nicht schöner wünschen, sagen und betreiben können.

Auch Leander Kahney unterstützt diese These in seinem "Cult of Mac" Blog im Wired Network:

"The open letter also allowed Jobs to take a leadership position on the copy protection issue. Thanks to the letter, Monday's deal looks like it was his idea, not EMI's. If Jobs' hadn't published the letter, or published it now after the fact, people would assume EMI came to Apple with idea -- now it appears the other way around.
Only Jobs has the power and the cojones to make such a move."

Remember where you read it first!