Autsch! That hurts!!! EU vs. Microsoft

Die EU-Kommission hat heute ein Zwangsgeld gegen Microsoft in Höhe von sage und schreibe 280,5 Millionen Euro aufgerufen, weil der Software-Konzern den Kartell-Auflagen der EU vom März 2004 bislang nicht nachgekomen ist. Wegen Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung von Microsoft bei PC-Betriebssystemen hatte die EU damals bereits eine Strafe in Höhe von knapp 500 Millionen Euro verhängt.

Das heutige Zwangsgeld ist übrigens das erste, das jemals gegen ein Unternehmen ausgesprochen wurde, das einer Anordnung der EU nicht nachgekommen ist. Über Sinn und Höhe der Strafe und des Zwangsgeldes darf man getrost geteilter Meinung sein. Eines allerdings hat sich die EU selbst zuzuschreiben: Ihre Anordnung lässt Eindeutigkeit und Gründlichkeit vermissen, macht es Microsoft also relativ einfach dagegen zu argumentieren.

Was soll es denn bedeuten, wenn die EU fordert, Microsoft müsse unabhängigen Software-Entwicklern "umfassende und genaue" technische Informationen zur Verfügung stellen? Und zwar zu dem Zweck, dass die Software der Entwickler "reibungslos" mit Windows zusammen arbeiten kann.

Das sind ebenso dehnbare wie interpretationsfähige Begriffe und Aussagen, die niemandem weiter helfen, am wenigsten "unabhängugen Entwicklern". Schon mal was von einer technischen Dokumentation der "Schnittstellen" oder einfach von einem "technischen Pflichtenheft" gehört, Frau Kroes? Wenn nicht, dann sind Sie für diesen Job leider nicht geeignet. Und wenn doch, sollten Sie mit diesen eindeutigen und nachvollziehbaren Termini arbeiten. Oder besser noch: nebst Dutzenden von juristischen und anderen Beratern einfach mal ein paar Entwickler und IT-Experten bei der Entscheidungsfindung hinzuziehen.

Monopole sind schlecht (für den Markt und seine Entwicklung), Wettbewerb ist gut (für den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt). Das ist nicht falsch, aber eben eine Binsenweisheit. Es geht darum, Mittel und Wege zu finden, um den Wettbewerb zu stärken und die Marktmacht eines Monopols zu verringern. Und zwar schhnell: sonst sind die Anordnungen das Papier nicht wert, auf dem sie (zu spät) gedruckt werden.

Eine Chance hat die EU ja noch: Vista lässt sich weiter viel Zeit! Insbesondere, wenn der laufende Beta-Test weitere "Problemchen" zeigen sollte, könnte auch der genannte Verkaufsstart im Januar 2007 noch einmal verschoben werden, so Chairman Bill Gates höchstpersönlich.